Jetzt sind wir, Friseure, nunmehr die 7. Woche im 2.Lockdown. 9 Wochen werden es mindestens, ich glaube eher noch mehr. Lange genug ist der Staat diesmal herumgeeiert, bis man sich letztendlich dann doch Mitte Dezember für diesen Schritt, der Schließung, entschlossen hat. Zunächst bis 10.Januar! Friseurläden, mit dem dazugehörigen Hygienekonzept, waren in der Vergangenheit, meines Wissens, nicht die Infektionscluster.
Es ist nicht so, dass der Lockdown nicht nötig gewesen wäre. Die Zahlen der Corona-Infektionszahlen waren zu hoch. Ich bin auch weder Corona-Leugner noch Querdenker. Langsam gehen die Zahlen wieder runter. Vor den Mutationen des Virus wird aber schon wieder gewarnt.
Es ist meines Erachtens auf den Straßen auch viel zu viel Betrieb. Homeoffice ist lediglich empfohlen, Kindergärten, Kitas, Grundschulen nach wie vor gut besucht. Außengrenzen bleiben wie gewohnt offen. Das Bauhandwerk blüht, u.a. durch eine Großzahl an Gastarbeitern. Unsere Kollegen in den Grenzgebieten freuen sich, sofern kein Lockdown (mehr) vorhanden ist.(Luxemburg). Akkurat frisierte Fußballstars, Politiker(innen), Fernsehstars runden das momentane Geschehen ab. Es wächst das Begehren in der Bevölkerung.
Es gibt Geschäfte und Berufsgruppen, die sich noch länger im Lockdown befinden als Friseure. Ich spreche jetzt mal für meine Berufsgruppe, die Friseure. Es gibt von Seiten des Staates zur Zeit keinerlei finanzielle Unterstützung. Es ist immer noch nicht möglich Hilfen vom Staat zu beantragen, Überbrückungshilfe III, Dezemberhilfe, Januarhilfe oder was auch immer zu beantragen. Die Kollegen, die das beantragen wollen und müssen, werden Woche für Woche vertröstet. Die Onlineformulare oder das Gesamtkonzept fehlt. Das hatten wir im Frühjahr 2020 durchaus besser und schneller gelöst. Überbrückungshilfe III soll dann die Fixkosten zu 90% abdecken.
Grundsicherung, sprich Hartz 4 kann man beantragen, wenn man gar nichts hat. Kostengünstige Kredite zur Überbrückung werden angeboten. Nur wie will man die zurückbezahlen, wenn es wieder losgehen sollte. Das wäre für mich das Letzte was ich mir in solch ungewissen Zeiten noch ans Bein binden würde, vorausgesetzt man bekommt einen Kredit bewilligt, ohne Einkünfte!
In den Berufsforen ist täglich von verzweifelten Kolleginnen und Kollegen zu lesen, die nicht weiter wissen, die Aufgeben, ihren Laden und somit Lebenstraum schließen, ihr Gewerbe abmelden, Entlassungen, usw. Viele wissen nicht, wie sie private Miete, Kosten bezahlen sollen. Wissen nicht, wie sie ihre Kinder ernähren sollen, haben berechtigte Existenzängste. Das tut endlos weh, das lesen zu müssen.
Für diese Zeit einen anderen Job annehmen ist fast nicht möglich. Zum einen weiß man nicht, wie lange der Lockdown genau gehen wird, und wird auch hier immer wieder vertröstet oder das Ganze auf einen neuen Tag X verlängert. Zum anderen gibt es im Moment auch gar nicht soviel Jobs. Das ganze Dilemma treibt dann viele Friseure in die verzweifelte Lage schwarz arbeiten zu müssen. Hier drohen sehr hohe Geldstrafen. Eine enorme Drucksituation!!!
Der Verkauf von Friseurprodukten, durch Click&Collect läuft gar nicht. Ein paar Kund/en/innen kaufen Gutscheine, was aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Klar hilft das momentan ein wenig, muss aber wieder eingelöst werden, wenn wir Geld verdienen könnten. Dennoch vielen Dank für die gutgemeinte Unterstützung. Alles andere, was bisher kein unerheblicher Aufwand war, was ich so unternommen habe um etwas Geld zu verdienen verläuft bisher leider eher im Sande.
Es ging sogar teilweise soweit, dass in manchen Bundesländern, die Soforthilfe vom Frühjahr 2020 teilweise oder auch komplett zurückverlangt wurde. Kurz vor dem 2. Lockdown. Oder wie in meinem Fall, Steuernachzahlungen genau kurz vor Lockdown 2 fällig waren.
Ich bin zur Zeit in der glücklichen Situation, dass ich keine Ladenmiete zahlen muss, keine Angestellten habe, oder betrieblichen Kredit zu zahlen habe, und dass ich mir ein wenig Rücklagen bilden konnte. Aber das wird Woche für Woche aufgezehrt. Es geht ans Eingemachte, sofern vorhanden.
Ebenso habe ich dadurch weniger monatliche Fixkosten, die ich ja irgendwann, wahrscheinlich mit Ende des Lockdown, mit Überbrückungshilfe III beantragen könnte. Die ganze Prozedur geht dann aller Voraussicht nach über einen Steuerberater, Wirtschaftsprüfer oder Rechtsanwalt, die ja auch nicht kostenlos arbeiten können.
Meine Befürchtung ist, dass die Meisten nichts bekommen werden.
Ich sage jetzt schon mal Dankeschön für unnötige Bürokratie und völliges Versagen des Sozialstaates. Was ist los? Warum sagt man uns nicht was Sache ist? Was soll dieses Vertrösten, das Hinhalten? Es ist einfach nur sehr traurig und schade.
Es gibt Bürger in diesem Land, die offenbar durch jedes Raster fallen. Wir selbstständigen Friseure fallen da im Moment durchaus auch darunter. Ich fühle mich zur Zeit vom Staat vergessen. Auch wir sind Steuerzahler und Bürger.
Danke fürs Lesen und hoffentlich bis bald. Bleibt gesund.